Umweltstaatssekretär Reinfried: ,,Keine
Sperrungen, so lange noch verhandelt wird"Von
Gunnar Saft
Im Nationalpark Sächsische Schweiz werden vorerst keine
Wanderwege gesperrt oder rückgebaut. Das erklärte jetzt Umweltstaatssekretär Dieter
Reinfried (CDU) gegenüber der SZ. Damit soll vor allem verhindert werden, daß der seit
Monaten schwelende Streit zwischen der Parkverwaltung auf der einen und den sächsischen
Bergsport- bzw. Wanderverbänden auf der anderen Seite weiter eskaliert.
Letztere haben massiven Widerstand angekündigt, falls künftig rund
190 Kilometer an unmarkierten Wanderwegen in dem beliebten Erholungsgebiet wegfallen
sollten. Einen entsprechenden Entwurf für ein reduziertes Wegenetz hatte
kürzlich der Leiter des Nationalparks, Dr. Jürgen Stein, erstmals der
Öffentlichkeit präsentiert. Die Interessensverbände - darunter der Sächsische
Bergsteigerbund und der Touristenverein ,,Die Naturfreunde" - werfen der
Parkverwaltung jedoch grobe methodische Fehler bei der Auswahl der betroffenen Wege vor.
Außerdem wird ihrer Meinung nach die Gefährdung des Schutzgebietes durch Touristen und
Sp6rtler übertrieben. Gefordert wird auch weiterhin ein ,,Nationalpark zum
Anfassen". Unterstützt vom Deutschen Alpenverein soll nun bis zum Frühjahr eine
eigene Konzeption für das künftige Wanderwege-Netz fertiggestellt sein.
Bauchschmerzen haben die fünf Verbände, die zusammen rund 14 000
Mitglieder vertreten, auch
mit der angestrebten internationalen Schutzkategorie II für den
Nationalpark Sächsische Schweiz. In Fall, so die Befürchtung, müßten mindestens 75
Prozent der Parkfläche als sogenannte Kernzone deklariert werden und dürften nur noch
eingeschränkt betreten werden. Gegenwärtig sind davon nur rund 23 Prozent des
Nationalparkgebietes betroffen.
,,So lange die Gespräche über die Wegekonzeption laufen, wird am
bestehenden Wegenetz nichts verändert", versichert dagegen Staatssekretär
Reinfried. Gleichzeitig plädiert er für eine sachliche Diskussion. Sein Ziel sei ein
gemeinsames Kompromißpapier zwischen allen Beteiligten. Reinfried rechnet dafür aber mit
mindestens noch einem halben Jahr.
Ausnahmen von der jetzt beschlossenen Aussetzung der geplanten
Sperrungen sind offenbar aber auch in diesem Zeitraum möglich. Das räumen jedenfalls die
mit dem Problem beschäftigten Experten aus dem Umwelt- und Landwirtschaftsministerium auf
SZ-Anfrage ein. Falls die öffentliche Sicherheit gefährdet ist oder der örtliche
Pflanzen- und Tierbestand besonderen Schutz erfordert, werden auch weiterhin einzelne Wege
gesperrt, heißt es allerdings einschränkend. Gleichzeitig wird darauf verwiesen, daß
der Nationalpark Sächsische Schweiz mit gegenwärtig rund 968 Kilometern an begehbaren
Wanderwegen ,,mit Abstand" an der Spitze aller deutschen Nationalparks liegt. Die
bisher geplanten Einschränkungen auf künftig nur noch 777 Kilometer würden daran nichts
ändern.