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Sächsische Zeitung vom 11.01.99 Ab sofort Schonfrist für gefährdete Wanderwege
.. Umweltstaatssekretär Reinfried: ,,Keine Sperrungen, so lange noch verhandelt wird"

Von Gunnar Saft

Im Nationalpark Sächsische Schweiz werden vorerst keine Wanderwege gesperrt oder rückgebaut. Das erklärte jetzt Umweltstaatssekretär Dieter Reinfried (CDU) gegenüber der SZ. Damit soll vor allem verhindert werden, daß der seit Monaten schwelende Streit zwischen der Parkverwaltung auf der einen und den sächsischen Bergsport- bzw. Wanderverbänden auf der anderen Seite weiter eskaliert.

Letztere haben massiven Widerstand angekündigt, falls künftig rund 190 Kilometer an unmarkierten Wanderwegen in dem beliebten Erholungsgebiet wegfallen sollten. Einen entsprechenden Entwurf für ein reduziertes Wegenetz hatte

kürzlich der Leiter des Nationalparks, Dr. Jürgen Stein, erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die Interessensverbände - darunter der Sächsische Bergsteigerbund und der Touristenverein ,,Die Naturfreunde" - werfen der Parkverwaltung jedoch grobe methodische Fehler bei der Auswahl der betroffenen Wege vor. Außerdem wird ihrer Meinung nach die Gefährdung des Schutzgebietes durch Touristen und Sp6rtler übertrieben. Gefordert wird auch weiterhin ein ,,Nationalpark zum Anfassen". Unterstützt vom Deutschen Alpenverein soll nun bis zum Frühjahr eine eigene Konzeption für das künftige Wanderwege-Netz fertiggestellt sein.

Bauchschmerzen haben die fünf Verbände, die zusammen rund 14 000 Mitglieder vertreten, auch

mit der angestrebten internationalen Schutzkategorie II für den Nationalpark Sächsische Schweiz. In Fall, so die Befürchtung, müßten mindestens 75 Prozent der Parkfläche als sogenannte Kernzone deklariert werden und dürften nur noch eingeschränkt betreten werden. Gegenwärtig sind davon nur rund 23 Prozent des Nationalparkgebietes betroffen.

,,So lange die Gespräche über die Wegekonzeption laufen, wird am bestehenden Wegenetz nichts verändert", versichert dagegen Staatssekretär Reinfried. Gleichzeitig plädiert er für eine sachliche Diskussion. Sein Ziel sei ein gemeinsames Kompromißpapier zwischen allen Beteiligten. Reinfried rechnet dafür aber mit mindestens noch einem halben Jahr.

Ausnahmen von der jetzt beschlossenen Aussetzung der geplanten Sperrungen sind offenbar aber auch in diesem Zeitraum möglich. Das räumen jedenfalls die mit dem Problem beschäftigten Experten aus dem Umwelt- und Landwirtschaftsministerium auf SZ-Anfrage ein. Falls die öffentliche Sicherheit gefährdet ist oder der örtliche Pflanzen- und Tierbestand besonderen Schutz erfordert, werden auch weiterhin einzelne Wege gesperrt, heißt es allerdings einschränkend. Gleichzeitig wird darauf verwiesen, daß der Nationalpark Sächsische Schweiz mit gegenwärtig rund 968 Kilometern an begehbaren Wanderwegen ,,mit Abstand" an der Spitze aller deutschen Nationalparks liegt. Die bisher geplanten Einschränkungen auf künftig nur noch 777 Kilometer würden daran nichts ändern.

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