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Sächsische Zeitung
Dienstag, 4. Mai 2002

Wackel-Felsen schlucken viel Geld
Ausnahmezustand in Hrensko gilt weiter / Grenzverkehr deshalb nicht eingeschränkt
Gabriele Schrul
   
     

Gewaltige Felsbrocken bedrohen nach wie vor die kleine Grenzgemeinde Hrensko (Herrnskretschen). Die Gefahr ist ungebrochen groß, dass sie herabstürzen. Die Kreisbehörde entschied, den Ausnahmezustand nicht aufzuheben.

Seit Monaten versuchen Fachleute, den permanent drohenden Felssturz im Tal der Kamnitz abzuwenden. Zwei Spezialfirmen aus Decin (Tetschen-Bodenbach) und Usti nad Labem (Aussig) sind vor Ort. Ihren Einsatz hatte schon im Januar das Deciner Kreisamt angeordnet. Genauso wie die Evakuierung zahlreicher Gebäude, wie Wohnhäuser, die Apotheke, Pensionen und ein Hotel. Rund 20 Einwohner mussten vorübergehend ihre Häuser verlassen. Sie fanden bei Verwandten und im Hotel „Labe“ eine vorübergehende Bleibe. Die vorwiegend von Vietnamesen betriebenen Verkaufsstände entlang der Kamenice, hauptsächlich am Gemeindemarkt, sind weiterhin geschlossen, die an der Elbe nicht.

Felsstürze sind nicht Ungewöhnliches im Ort. Deshalb werden die Berge seit Jahren beobachtet. In der Umgebung von Hrensko wurden dabei rund 1 000 instabile Gesteinsbrocken registriert, darunter 150 größere Felsen. Um alles in den Griff zu bekommen, bedarf es sehr viel Geld. Doch die nur etwa 200 Einwohner zählende Gemeinde sieht sich außer Stande, die Kosten zu tragen. Allein schon für die Beobachtung müssen monatlich mehr als 2 000 Euro aufgebracht werden.

3 700 000 Kronen machten die tschechischen Ministerien für Verkehr und Umwelt für die Sicherungsarbeiten vor zwei Jahren für eine Felssanierung locker. Geld in dieser Größenordnung gab es schon lange nicht, freute sich damals die Gemeindeverwaltung. Nötig aber wären 750 Millionen Kronen für die Sanierung. Allerdings stehen der Gemeinde jährlich nur zehn Millionen Kronen als Budget zur Verfügung. Da bleibt für die Felsen nicht viel übrig. Zwar konnte vor Jahren bei der Deciner Kreisbehörde etwas Geld für die Zähmung der gefährlichsten Brocken locker gemacht werden. Doch Decins Kassen sind leer. Und 1997, als noch einmal ein paar Millionen Kronen kommen sollten, machte das Hochwasser in Mähren alle Hoffnungen zunichte. Denn das für den Grenzort zugedachte Geld floss in das Hochwassergebiet. Hrensko hatte in der Vergangenheit deshalb wiederholt Hilferufe bis nach Prag gesandt.

Auf den Grenzverkehr zwischen Hrensko und Schmilka hat der Ausnahmezustand keine Auswirkungen, teilt der Bundesgrenzschutz mit. Die Straße nach Decin kann befahren werden. Allerdings müssen auch weiterhin Fußgänger und Fahrzeugführer mit Sperrungen im Kamnitztal rechnen.

In Hrensko jedenfalls ist mit Sicherheit nicht alles gut, was von oben kommt. Auf Grund der neuesten Entwicklung setzen die Einwohner der kleinen Grenzgemeinde jetzt darauf, dass endlich ein Sanierungskonzept auf die Beine gestellt wird. Nicht nur in ihrem Interesse, sondern auch für die Touristen, die die Region bevölkern.

 

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