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  Sächsische Zeitung vom 03.01.2001

Bergsteigerhistorie 
Mit 70 Jahren auf dem Bloßstock

Kunstmaler Johannes "Quacken"-Böhme aus Heidenau schenkte den Bergsteigern viele neue Wege 

Heinz Gliniorz 

Den Kletterfelsen Falkenwand im Bielatal hat Johannes Böhme an einem Apriltag im Jahre 1946 als Erster bestiegen. Sein Aufstieg führte aus der Scharte über einige Wandstufen zum Gipfel. Seit dieser Zeit haben andere Kletterer weitere 30 Aufstiege an dieser Wand gefunden. Bei einem Besuch der Felsengruppe am Nymphenbad sind diese interessanten und abwechslungsreichen Kletterwege, vor allem an der Talseite der Falkenwand, das Ziel zahlreicher Bielatalbesucher. Johannes Böhme, auch als "Quacken-Böhme" bekannt, war Anfang bis in die 60er Jahre in den Felsen der Sächsischen Schweiz sehr aktiv. Dabei orientierte er sich mit seinen Seilgefährten auf bisher unbestiegene Felsen, aber auch auf neue Aufstiege bereits bekannter Klettergipfel. Von 1946 bis 1953 bestieg der Kunstmaler Böhme zwölf bis dahin unberührte Sandsteingipfel, wie Polenzwacht, Dastellochturm und Räumichtturm. Seine Frau Anni Böhme führte er im Jahre 1947 über einen neuen Weg auf den Gipfel der Neuwegkanzel im Brandgebiet. Diese Erstbegehung wurde mit dem Schwierigkeitsgrad ziemlich schwer in das Gipfelbuch eingetragen. 1951 entdeckte Johannes Böhme in einem aufgelassenen Sandsteinbruch, der im April 1893 vom königlich-sächsischen Steinbruchaufseher Michel die Bruchnummer 451 erhielt, zwei acht bis zehn Meter hohe Sandsteintorsos. Diese wurden sobald von "Quacken-Böhme" bestiegen und als neue Klettergipfel mit den Bezeichnungen Abgetrennte Wand und Giesensteinwand sowie einer Skizze zu vorgefundenen Einmeißelungen auf dem Gipfelkopf bei der Fachkommission eingereicht. Leider werden die damals entdeckten, aber unrichtig interpretierten Schriftzüge aus dem Jahre 1866 in den Kletterdokumenten bis heute auch fehlerhaft wiedergegeben. Bei schwierigeren Touren begab er sich aber gern in die Obhut erfahrenerer Bergsteiger wie Hans Heilmaier, Helmut Schöne und Hermann Potyka. In diesen Seilschaften nahm Böhme an weiteren zwölf Erstbegehungen in der Sächsischen Schweiz teil. So auch an der Polenztalbarbarine, an der Forstgrabenwand und an der vielbesuchten Bärensteinscheibe bei Naundorf. Als Mitglied der BSG VVB Tabak Dresden und später der BSG Aufbau Pirna-Copitz hat er sich auch oft im Klub Bergvagabunden aufgehalten und bei einem Glas Bier seine "Brand-Münchhausener-Geschichten" vorgetragen. Das waren Erlebnisse und Dichtungen aus der Zeit, wo Böhme als nicht mehr junger Bergsteiger fünf Jahre als Mitglied der AG "Erfassung bisher unbeschriebener Klettergipfel des Elbsandsteingebirges" noch sehr aktiv war. Nachdem der noch im Jahre 1965 sehr agil wirkende Johannes Böhme die letzten neuen Wege aus seinen 20 Erstbegeherjahren eingereicht hatte und er bereits das 70. Lebensjahr beendete, führte ihn eine Seilschaft unter dem Vorsteiger Hermann Potyka noch einmal zu dem Paradegipfel im Klettergebiet der Affensteine, auf den Bloßstock. 

Quelle: KF Elbsandsteingebirge, Info KFA

 

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