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  Sächsische Zeitung (Pirna) vom 09.11.2001

Naturschutz

Offener Brief an Umwelt-Minister

Kirnitzschtaler fordern Demokratie im Nationalpark

Von Heidi Körner

"Es ist dringend notwendig, hier demokratische Verhältnisse zu schaffen", schreiben die Bewohner und Gewerbetreibenden des Kirnitzschtales an Sachsens Umweltminister Steffen Flath (CDU). Im Nationalpark Sächsische Schweiz herrsche eine Art Kolonialherrenmentalität, finden sie scharfe Worte. Sie fühlen sich übergangen bei der Erarbeitung der neuen Nationalparkverordnung oder anderen Entscheidungen.

Bewohner haben Natur Jahrhunderte bewahrt

"Unser Anliegen ist nach wie vor die Erhaltung der Kulturlandschaft", sagen die Anwohner. "Aber mit allen Formen des täglichen Lebens."

Franz Hasse. Die Sorgen der Gastronomen, Wirte und Vermieter reichen bis zu Existenzängsten, erklärt der Campingplatzbesitzer an der Ostrauer Mühle. "Wer Hand anlegt und 500 Jahre Arbeit und Kultur vernichtet, verdient es nicht, Naturschützer genannt zu werden", heißt es in dem Brief weiter, der jetzt nach Dresden unterwegs ist. Wie ein Puzzle haben sich bei den Kirnitzschtalern "die keinen Alltagsärgernisse, Schwierigkeiten mit den Behörden und deren Anordnungen" zusammengefügt, erklärt Hasse. Es werde da ein Verbot ausgesprochen, dort ein Vorhaben durchkreuzt. Nicht selten sehen die Menschen, die im und vom Tal leben, ihren wirtschaftlichen Fortbestand in Gefahr. "Erst kam die Entdeckung durch die Nationalparkidee, dann die Kolonialisierung durch ihre Organisation", schreiben die Bewohner. "Dass die Landschaft durch die hier lebenden Menschen mit Kultur, Fleiß und Verstand geprägt wurde, ist Vergangenheit." Dabei waren es doch die Menschen im Tal, die Jahrhunderte lang so sorgsam mit der Natur und ihrer Umwelt umgegangen sind. Sonst wäre sie doch für die Naturschützer gar nicht so interessant und erhaltenswert, kommentiert Franz Hasse.

"Wir beklagen weltweit den Verlust der Demokratie. In Naturschutzdingen ist diese Frage in Sachsen noch nicht einmal gestellt worden", so die Bewohner weiter an den Minister. Alle Betroffenen - Einwohner, Organisationen und Nutzer - müssen mit Sitz und Stimme mit entscheiden, so die Forderung. Nur so könne dem ständigen Vertrauensschwund entgegen gewirkt werden. Und das müsse schnellstens in der Bildung eines Nationalparkbeirates münden. Zu viel Schaden sei schon angerichtet worden, sagt Franz Hasse. "Die Zurückverwandlung des Kirnitzschtales in einen Wildbach durch die Entfernung aller Mauern und Dämme oder das Programm des Verwilderns müssen von normal denkenden Menschen gestoppt werden", so die Forderung an den Minister.

Nationalparkbeirat schnellstens bilden

Auch die Forstwirtschaft müsse ihren festen Platz als Wirtschaftfaktor behalten. Erste Gespräche mit dem Umweltministerium, so Hasse weiter, würden Mut machen. Doch hier müsse die Politik die Weichen stellen. Denn es gehe um Grundsatzfragen des künftigen Lebens mit dem und im Nationalpark. "Und dazu brauchen wir Verbündete. Betroffen sind ja auch die Wanderer, Bergsteiger und anderen Gäste der Region. Wir hoffen", sagt Franz Hasse, "dass sich viele andere Menschen mit den Problemen beschäftigen und uns durch ihre öffentliche Meinung unterstützen." Viel Zeit bleibe bis zur Verabschiedung der neuen Nationalparkverordnung nicht.

 

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