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  Sächsische Zeitung (Radebeul) vom 25.09.2001

Gefahr im Steinbruch

Kletterer im Lößnitzgrund nehmen Warnungen der Stadt nicht ernst

Gefahr im Lößnitzgrund-Steinbruch. Obwohl Steinschlag droht und Verbotsschilder warnen, tummeln sich dort immer wieder Kletterer. Die Stadtverwaltung ist in Sorge.

Von Hagen Schäfer und Erik Gasch

"Kletterer im Lößnitzgrund von Gesteinsbrocken erschlagen." Zum Glück war diese Schlagzeile noch nicht nötig. Aber die Gefahr, dass in dem alten Steinbruch etwas passiert, ist groß. Der Große Steinbruch im Radebeuler Lößnitzgrund, auch Hoher Stein genannt, wo zum Karl-May-Fest die Azteken und Totonaken ihre Tänze zeigen, ist ein gefährlicher Ort für Kletterer. Die Witterung hat an der oberen Felskante genagt. Sie ist brüchig, Steine bröckeln. Erst vor einem guten Monat lösten sich dort wieder Gesteinsbrocken und polterten in die Tiefe. Zu diesem Zeitpunkt waren glücklicherweise keine Kletterer an dem Ort. Er wird von zahlreichen Kletterfreunden als Trainingsstätte genutzt. Es sind einerseits junge Radebeuler, die sich nur mal so versuchen wollen. Andererseits steigen auch organisierte Bergsteiger in dem Bruch herum. Sie alle lassen sich von den Schildern am Eingang nicht stören. Die Schilder hat die Stadtverwaltung Radebeul aufgestellt. "Betreten verboten" und "Klettern verboten" steht darauf. Der Stadt gehört das Gelände. "Wir müssen uns absichern", sagt Rainer Siebert vom Ordnungsamt. Die Kletterer pfeifen auf die Schilder. "Die sind doch schon uralt und überholt", so eine Meinung. "Falsch", sagt Rainer Siebert. Man habe erst neue Schilder aufgestellt. Denn die Gefahr in dem Bruch ist sehr aktuell. Ihm ist schleierhaft, wieso der Sächsische Bergsteigerbund (SBB) das seinen Leuten nicht ernsthaft mitteilt. Die Kletterer, die Rainer Siebert im Gelände anspricht, berufen sich auf den Kletterführer. "So ein Buch kann empfehlen, was es will. Aber das Gelände ist nach wie vor unser Eigentum. Wer dort erwischt wird, muss mit einer Klage wegen Hausfriedensbruch rechnen", warnt Rainer Siebert Falk Heinicke vom SBB ist zuständig für das Gebiet im Lößnitzgrund. Er sagt: "Ich verstehe nicht, was das Ordnungsamt mit einem Sicherungsproblem meint. Die Situation mit dem Hausfriedensbruch bestand mal vor drei oder vier Jahren, jetzt aber nicht mehr." Falk Heinicke schwärmt von dem Radebeuler Steinbruch. Es gebe dort alte Routen aus den 60er Jahren mit vielen Sicherungen. "Hier kann jeder seine ersten Kletterversuche starten. Da kann nichts Ernsthaftes passieren." Nach Ansicht der Stadt irrt der Mann. Selbst wenn die Kletterer mit Helmen ausgerüstet sind, können ihnen die Gesteinbrocken zur ernsten Gefahr werden. "Wir können dem Kletterverband das Gelände auch nicht so einfach zur Nutzung überlassen", erklärt Rainer Siebert. "Erst muss die bröcklige Felskante gesichert werden." Ein Gutachten sagt aus: Das kostet fast 90 000 Mark. Weder die Stadt noch der Verein haben das Geld dafür. Am gegenwärtigen Zustand wird sich deshalb kaum etwas ändern, ist sich Rainer Siebert sicher. Er hofft, dass die Kletterfreunde die Warnungen nicht in den Wind schlagen. Damit schlechte Schlagzeilen wie die eingangs genannte ungeschrieben bleiben können.

 

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