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Sächsische Zeitung vom 12.01.2000

Kriegsbeil begraben
Konsens beim Wegekonzept, doch der Teufel steckt im Detail

Kaum ein Gebiet ist so beliebt wie die Sächsische Schweiz - bei Urlaubern, Wanderern und Bergsportlern ebenso wie bei Natur- und Umweltschützern. In den verschiedenen Interessen liegt jedoch ein gewaltiges Konfliktpotenzial.

 

Mit voller Wucht prallten die unterschiedlichen Interessen aufeinander, als die Nationalparkverwaltung 1998 den Entwurf eines Wegekonzepts für den Nationalpark Sächsische Schweiz vorlegte. Der öffentliche Schlagabtausch wurde nicht nur stark emotional geführt, sondern auch personifiziert.
Im Prinzip drehte sich dabei alles um die Frage, wie Natumutzung und Naturerhaltung im Nationalpark, vor allem in dem 3 600 Hektar großen Kerngebiet, zu dem unter anderem das Basteigebiet, das Polenztal, der Große Winterberg sowie der Große und Kleine Zschand gehören, unter einen Hut zu bringen sind. Jede Seite fürchtete um ihr Terrain. In den zurückliegenden Monaten haben die Vertreter der unterschiedlichen Interessenslagen das einzig Richtige getan: sich zusammengesetzt, das Kriegsbeil begraben und ein Konsenspapier zur Wegekonzeption erarbeitet. Gestern wurde es unterzeichnet.
In dem Positionspapier wird Naturschutz, Erholung, Bildung und Forschung gleichrangige Wertigkeit zugesprochen. Die Vertreter der Bergsport- und Wanderverbände, der Nationalparkverwaltung, der Umwelt- und Naturschutzorganisationen, des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz, der Forstverwaltung und der Kommunen bekennen sich dazu, dass alle Entscheidungen über die Nutzung von Wegen in der Kernzone gemeinsam zu treffen sind. Außerhalb des Kernbereichs, der knapp ein Viertel des Nationalparks ausmacht, gibt es für Touristen und Bergsportfreunde keinerlei Beschränkungen im Wegenetz. Dies wird auch dann nicht automatisch passieren, wenn das Kerngebiet ausgeweitet werden sollte. Für Dr. Ulrich Voigt, l. Vorsitzender des Sächsischen Bergsteigerbundes, ist das eine der wichtigsten Aussagen im Konsenspapier.
Auch in der so genannten Kernzone des Nationalparks mit Wegen von insgesamt rund 300 Kilometer Länge sind die traditionellen Wege wie der Roßsteig, die Richterschlüchte, der Weg unter den Thorwalder Wänden, der Goldsteig oder die Weberschlüchte unumstritten, so Dr. Jürgen Stein von der Nationalparkverwaltung. Kein Gebiet solle vollständig abgeschnitten werden. Es gehe lediglich darum, einige wenige Wege zu sperren, um Ruheräume für gefährdete Tierarten zu schaffen - Insellösungen für die Tier- und Pflanzenwelt. Welche das sind, das muss jetzt in der Arbeitsgruppe ausgehandelt werden. Allen Beteiligten ist klar: Da liegt neuer Zündstoff, denn der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Doch dieses Mal soll der Streit nicht öffentlich ausgetragen werden. Bis Jahresende soll die endgültige Wegekonzeption vorliegen. Zugleich wird auf Landesebene an der Novellierung der Nationalparkverordnung gearbeitet.

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