Kriegsbeil begraben
Konsens beim Wegekonzept, doch der Teufel steckt im
Detail
Kaum ein Gebiet ist so beliebt wie die Sächsische
Schweiz - bei Urlaubern, Wanderern und Bergsportlern ebenso wie bei Natur-
und Umweltschützern. In den verschiedenen Interessen liegt jedoch
ein gewaltiges Konfliktpotenzial.
Mit voller Wucht
prallten die unterschiedlichen Interessen aufeinander, als die
Nationalparkverwaltung 1998 den Entwurf eines Wegekonzepts für den
Nationalpark Sächsische Schweiz vorlegte. Der öffentliche Schlagabtausch
wurde nicht nur stark emotional geführt, sondern auch personifiziert.
Im Prinzip drehte sich dabei alles um die Frage, wie Natumutzung und
Naturerhaltung im Nationalpark, vor allem in dem 3 600 Hektar großen
Kerngebiet, zu dem unter anderem das Basteigebiet, das Polenztal, der Große
Winterberg sowie der Große und Kleine Zschand gehören, unter einen Hut
zu bringen sind. Jede Seite fürchtete um ihr Terrain. In den zurückliegenden Monaten haben die Vertreter der unterschiedlichen Interessenslagen das
einzig Richtige getan: sich zusammengesetzt, das Kriegsbeil begraben und
ein Konsenspapier zur Wegekonzeption erarbeitet. Gestern wurde es
unterzeichnet.
In dem Positionspapier wird Naturschutz, Erholung, Bildung und Forschung
gleichrangige Wertigkeit zugesprochen. Die Vertreter der Bergsport- und
Wanderverbände, der Nationalparkverwaltung, der Umwelt- und
Naturschutzorganisationen, des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz, der
Forstverwaltung und der Kommunen bekennen sich dazu, dass alle
Entscheidungen über die Nutzung von Wegen in der Kernzone gemeinsam zu
treffen sind. Außerhalb des Kernbereichs, der knapp ein Viertel des
Nationalparks ausmacht, gibt es für Touristen und Bergsportfreunde
keinerlei Beschränkungen im Wegenetz. Dies wird auch dann nicht
automatisch passieren, wenn das Kerngebiet ausgeweitet werden sollte. Für
Dr. Ulrich Voigt, l. Vorsitzender des Sächsischen Bergsteigerbundes, ist
das eine der wichtigsten Aussagen im Konsenspapier.
Auch in der so genannten Kernzone des Nationalparks mit Wegen von
insgesamt rund 300 Kilometer Länge sind die traditionellen Wege wie der
Roßsteig, die Richterschlüchte, der Weg unter den Thorwalder Wänden,
der Goldsteig oder die Weberschlüchte unumstritten, so Dr. Jürgen Stein
von der Nationalparkverwaltung. Kein Gebiet solle vollständig
abgeschnitten werden. Es gehe lediglich darum, einige wenige Wege zu
sperren, um Ruheräume für gefährdete Tierarten zu schaffen - Insellösungen
für die Tier- und Pflanzenwelt. Welche das sind, das muss jetzt in der Arbeitsgruppe
ausgehandelt werden. Allen Beteiligten ist klar: Da liegt neuer Zündstoff, denn der Teufel steckt
bekanntlich im Detail. Doch dieses Mal soll der Streit nicht öffentlich
ausgetragen werden. Bis Jahresende soll die endgültige Wegekonzeption
vorliegen. Zugleich wird auf Landesebene an der Novellierung der
Nationalparkverordnung gearbeitet.