Die angekündigte Neuordnung
der Wanderwege in der Sächsischen Schweiz sorgt seit Monaten für Unruhe unter
Naturfreunden und Bergsportlern. Befürchtet wird die Sperrung und der ,Rückbau vieler
traditioneller Strecken. Gestern legte die Nationalparkverwaltung erstmals ihr Konzept vor
- ein Kompromißpapier, mit dem man den Kritikern entgegenkommt;
Von Gunnar Saft
Die für ihn wichtigste Botschaft stellte
Nationalparkchef Dr. Jürgen Stein während der gestrigen Präsentation der neuen
Wegekonzeption gleich an den Anfang. ,,Sie werden sehen, alle Ängste wegen einer
angeblichen Sperrung von traditionellen Wanderwegen sind unbegründet." Tatsächlich
soll es an dem 392 Kilometer langen Netz markierter Wanderwege in Zukunft keine spürbaren
Abstriche geben. Diese Strecken - gekennzeichnet durch grüne Schilder mit weißer Schrift
- sollen nicht nur erhalten bleiben, sondern künftig noch um den ,,Panoramaweg"
zwischen Altendorf und Lichtenhain sowie um den ,,Wildschützensteig" in den
Schrammsteinen ergänzt werden.
Völlig neu ist dann aber die geplante Einteilung dieser
Wege in drei verschiedene Kategorien: Spazierweg, Wanderweg und Wandersteig. Die
Nationalparkverwaltung will damit allen Besuchern, vom Tagestouristen bis zum
professionellen Wanderer, einen Hinweis auf den jeweiligen Ausbaugrad und die zu
erwartende körperliche Beanspruchung geben. Tafeln werden vor Ort über die Einteilung
der Strecken informieren. Voraussichtlich ab Frühjahr 1999 soll zudem eine neue,
entsprechend überarbeitete Wanderkarte für den Nationalpark erhältlich sein.
Im Unterschied zu den grün-weiß-markierten Wanderwegen
wird es bei den insgesamt 576 Kilometer langen nicht gekennzeichneten Wald- und
Wanderwegen künftig aber zu Sperrungen bzw. einem Rückbau kommen, sagte Stein. Betroffen
sind Abschnitte mit einer Gesamtlänge von rund 190 Kilometern, darunter rund zehn
Kilometer in der Kernzone des Nationalparks. Eine genaue Auflistung aller betroffenen
Routen liegt bereits vor. Gleichzeitig werden ungekennzeichnete Strecken künftig nicht
mehr in offiziellen Wanderkarten auftauchen.
,,Diese Regelung ist ein Kompromiß", erklärt der
Nationalparkchef. So lange beispielsweise der Forst die nicht markierten Routen nutzt, sei
ein Wegeverbot praktisch kaum durchsetzbar und auch naturschutzfachlich nicht zu
begründen. Gleichzeitig wolle man aber keine Werbung machen, um dadurch zusätzlich
Besucher anzulocken. Ortskundige Wanderfreunde könnten diese Wege aber natürlich wie
bisher weiternutzen. Zumindest für die nächsten zehn Jahre, räumt Stein ein. Dann sei
eine Vergrößerung der Kernzone des National-parks geplant. Welche Gebiete davon konkret
betroffen sind, könne er aber noch nicht sagen.
Die Ausweitung der Kemzone habe vor allem deshalb
Bedeutung, weil alle Nationalparkbesucher bereits heute das sogenannte Wegegebot einhalten
müssen. Demnach dürfen in der Kernzohne grundsätzlich nur markierte Wanderwege benutzt
werden. Lediglich außerhalb ist auch das Betreten ungekennzeichneter Wald- und Feldwege
sowie touristisch erschlossener Stiegen und Plätze erlaubt. Das Betreten von
Waldbeständen ist im gesamten Nationalpark strikt untersagt..
Jürgen Stein betonte erneut, daß
die geplanten Einschränkungen seiner Meinung nach
,,äußerst moderat ausfallen". Auch nach Umsetzung der neuen Wegekonzeption bliebe
der Nationalpark Sächsische Schweiz das Schutzgebiet in Deutschland, welches seinen
Besuchern das dichteste Wegenetz biete. Außerdem komme man den Wünschen des Sächsischen
Bergsteigerbundes entgegen, indem 41 Zugänge zu den Klettergipfeln künftig nicht nur
für Bergsteiger, sondern auch für Wanderfreunde freigegeben werden. Die Zugänge werden
durch ein schwarzes Dreieck auf weißem Grund markiert, dessen Spitze in Richtung des
jeweiligen Felsens weist.
Um die Änderungen in Kraft treten zu lassen, ist jetzt
eine Nivellierung der Rechtsverordnung von 1990 notwendig. Das könne aber bis zu zwei
Jahre dauern, kündigte das Umweltministerium an. Geplant sei deshalb für die nächsten
Monate ein vorläufiger Erlaß. Zuvor will man das Konzept jedoch noch einmal mit allen
betroffenen Behörden und Verbänden abstimmen.