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Sächsische Zeitung vom 14. Oktober 1998 Neues Konzept verspricht: Weniger Wanderwege, aber derselbe Spaß
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Die angekündigte Neuordnung der Wanderwege in der Sächsischen Schweiz sorgt seit Monaten für Unruhe unter Naturfreunden und Bergsportlern. Befürchtet wird die Sperrung und der ,Rückbau vieler traditioneller Strecken. Gestern legte die Nationalparkverwaltung erstmals ihr Konzept vor - ein Kompromißpapier, mit dem man den Kritikern entgegenkommt;

 

Von Gunnar Saft

Die für ihn wichtigste Botschaft stellte Nationalparkchef Dr. Jürgen Stein während der gestrigen Präsentation der neuen Wegekonzeption gleich an den Anfang. ,,Sie werden sehen, alle Ängste wegen einer angeblichen Sperrung von traditionellen Wanderwegen sind unbegründet." Tatsächlich soll es an dem 392 Kilometer langen Netz markierter Wanderwege in Zukunft keine spürbaren Abstriche geben. Diese Strecken - gekennzeichnet durch grüne Schilder mit weißer Schrift - sollen nicht nur erhalten bleiben, sondern künftig noch um den ,,Panoramaweg" zwischen Altendorf und Lichtenhain sowie um den ,,Wildschützensteig" in den Schrammsteinen ergänzt werden.

Völlig neu ist dann aber die geplante Einteilung dieser Wege in drei verschiedene Kategorien: Spazierweg, Wanderweg und Wandersteig. Die Nationalparkverwaltung will damit allen Besuchern, vom Tagestouristen bis zum professionellen Wanderer, einen Hinweis auf den jeweiligen Ausbaugrad und die zu erwartende körperliche Beanspruchung geben. Tafeln werden vor Ort über die Einteilung der Strecken informieren. Voraussichtlich ab Frühjahr 1999 soll zudem eine neue, entsprechend überarbeitete Wanderkarte für den Nationalpark erhältlich sein.

Im Unterschied zu den grün-weiß-markierten Wanderwegen wird es bei den insgesamt 576 Kilometer langen nicht gekennzeichneten Wald- und Wanderwegen künftig aber zu Sperrungen bzw. einem Rückbau kommen, sagte Stein. Betroffen sind Abschnitte mit einer Gesamtlänge von rund 190 Kilometern, darunter rund zehn Kilometer in der Kernzone des Nationalparks. Eine genaue Auflistung aller betroffenen Routen liegt bereits vor. Gleichzeitig werden ungekennzeichnete Strecken künftig nicht mehr in offiziellen Wanderkarten auftauchen.

,,Diese Regelung ist ein Kompromiß", erklärt der Nationalparkchef. So lange beispielsweise der Forst die nicht markierten Routen nutzt, sei ein Wegeverbot praktisch kaum durchsetzbar und auch naturschutzfachlich nicht zu begründen. Gleichzeitig wolle man aber keine Werbung machen, um dadurch zusätzlich Besucher anzulocken. Ortskundige Wanderfreunde könnten diese Wege aber natürlich wie bisher weiternutzen. Zumindest für die nächsten zehn Jahre, räumt Stein ein. Dann sei eine Vergrößerung der Kernzone des National-parks geplant. Welche Gebiete davon konkret betroffen sind, könne er aber noch nicht sagen.

Die Ausweitung der Kemzone habe vor allem deshalb Bedeutung, weil alle Nationalparkbesucher bereits heute das sogenannte Wegegebot einhalten müssen. Demnach dürfen in der Kernzohne grundsätzlich nur markierte Wanderwege benutzt werden. Lediglich außerhalb ist auch das Betreten ungekennzeichneter Wald- und Feldwege sowie touristisch erschlossener Stiegen und Plätze erlaubt. Das Betreten von Waldbeständen ist im gesamten Nationalpark strikt untersagt..

Jürgen Stein betonte erneut, daß

die geplanten Einschränkungen seiner Meinung nach ,,äußerst moderat ausfallen". Auch nach Umsetzung der neuen Wegekonzeption bliebe der Nationalpark Sächsische Schweiz das Schutzgebiet in Deutschland, welches seinen Besuchern das dichteste Wegenetz biete. Außerdem komme man den Wünschen des Sächsischen Bergsteigerbundes entgegen, indem 41 Zugänge zu den Klettergipfeln künftig nicht nur für Bergsteiger, sondern auch für Wanderfreunde freigegeben werden. Die Zugänge werden durch ein schwarzes Dreieck auf weißem Grund markiert, dessen Spitze in Richtung des jeweiligen Felsens weist.

Um die Änderungen in Kraft treten zu lassen, ist jetzt eine Nivellierung der Rechtsverordnung von 1990 notwendig. Das könne aber bis zu zwei Jahre dauern, kündigte das Umweltministerium an. Geplant sei deshalb für die nächsten Monate ein vorläufiger Erlaß. Zuvor will man das Konzept jedoch noch einmal mit allen betroffenen Behörden und Verbänden abstimmen.

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