Immobilie
Endlerkuppe kommt unter den Hammer
Verzweiflungsakt oder Vermarktungs-Chance für das Ottendorfer Wahrzeichen
Von Heidi Körner
Am 25. März wird die einstige SED-Sonderschule auf der Endlerkuppe Ottendorf im Schöneberger Rathaus am Berliner Kudamm versteigert. 150 000 Mark verlangt die Treuhandnachfolgerin TLG, die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft Berlin, als Mindestgebot. Einst sollte das zwölf Hektar große Anwesen samt den 4 000 Quadratmetern bebauter Fläche fünf Millionen bringen. Doch das ist zehn Jahre her. Da thronte der Gebäudekomplex mit dem markanten Wasserturm noch stolz auf dem Berge. Auch heute noch gaukelt die Silhouette von weitem die Idylle am Nationalparkrand vor.
Kaum mehr als eine zerstörte Gebäudehülle
Doch nähert man sich dem Anwesen, wird schnell klar, warum sein Wert auf ein Minimum geschrumpft ist. Kaum eines der zig Fenster hat noch ganze Scheiben. Die im Parterre sind wie auch die Türen zugemauert. Der Fußboden in den äußeren Säulengängen hebt und senkt sich. Ein Blick durch die kaputten Glasscheiben bietet ein Bild der Verwüstung. Der 1928 als Jungmädchenheim eröffnete Komplex ist nur mit großem Aufwand zu retten. Die fünf Millionen Mark Investsumme, die 1993 geschätzt wurden, dürften sich inzwischen verdoppelt haben. Doch das kommt auch auf die künftige Nutzung an. Von Rehaklinik über Landhotel, Jugendherberge, Schulungs- oder Landschulheim reichten die Absichten der bisherigen Bewerber. Auch Familienschloss oder Pferdefarm standen in den Konzepten der weit über 100 Interessenten, die alle mehr oder weniger schnell die Finger von dem Vorhaben ließen.
Denn zu dem enormen Aufwand für Umbau und Sanierung kommen Nationalparkinteressen und Denkmalschutz. Letzterer hat seine, wie es der frühere Bürgermeister einmal nannte "irrwitzigen Forderungen" zwar zurückgeschraubt. Inzwischen steht nicht mehr das gesamte Bauwerk samt Innenleben, sondern nur noch Dachform und Anordnung der Gebäude unter Schutz. Doch auch das erschwert noch bestimmte Veränderungen. Und die Nationalparkverwaltung hat selbst Abstand davon genommen, das Objekt zu nutzen. Immerhin trug man sich 1993 mit Plänen, hier ein Nationalpark-Besucherzentrum mit Verwaltung, Museum und Gästezimmern einzurichten. Bei allen Vorhaben hatte vor allem die Gemeinde, die ja bis 1994 selbstständig war und um Investoren warb, immer auch Arbeitsplätze im Auge. Von 40 für die Einheimischen in einer Nachbehandlungsklinik für Suchtkranke bis 159 in einer Reha-Klinik reichten die Ankündigungen. Heute sind die Erwartungen an die künftige Nutzung oder die Schaffung von Arbeit eher in den Hintergrund getreten. Es geht nur noch darum, das Wahrzeichen auf der Endlerkuppe überhaupt zu erhalten. Von Schulungsheim bis Sanatorium nennt die Pressesprecherin der TLG die Angebote, die die Behörde ihren Verhandlungspartnern unterbreitet. Der letzte ließ im Dezember vom sogenannten "Sachsenhof Endlerkuppe" ab. Unter diesem Namen wird der Komplex von der TLG vermarktet. Der geht auf eine kurze Zeit zurück, als hier eine Gaststätte existierte.
Künftige Nutzung bei Auktion nur Nebensache
Von der Auktion im März verspricht sich die TLG offenbar schnellen Erfolg. Kommen Objekte unter den Hammer, seien sie in der Vergangenheit meist auch an den Mann gebracht worden, sagt Pressesprecherin Sabine Pentrop. "In der Regel erzielen wir auch einen höheren Preis, als wenn wir Verkaufsverhandlungen führen." Denn bei der Versteigerung spielen Nutzungsabsichten keine Rolle. Dass die TLG das Anwesen schnell los werden will, leuchtet ein. Pentrop wollte zwar keine laufenden Unterhaltungskosten nennen. Doch allein das Vermauern der Fenster und Türen im unteren Bereich im Dezember 1999 kostete über 20 000 Mark. Und die Zerstörungen gehen offensichtlich weiter.