Brand wird zur Festung
Gastwirt riegelt Aussichtspunkt hermetisch mit Stacheldraht ab
Von Ute Himmer
Fast wie eine Festung gesichert ist
gegenwärtig die Brandaussicht bei Hohnstein. Der Besucher fühlt sich ins
Mittelalter versetzt. Ein Stacheldrahtzaun verwehrt Wanderern und
Naturfreunden den einzigartigen Blick auf die Sächsische Schweiz. Heike
Henning aus Emden und Joachim Herold aus Pirna sind entrüstet. "Man steht
vor Stacheldraht wie Vieh", macht auch Familie Nobis aus der
Landeshauptstadt ihrem Ärger Luft.
Die Dresdner genossen bei dem schönen Wetter ihren Spaziergang durch die
Sächsische Schweiz. An der Tafel vor dem Ortsausgang Hohnstein hatten sie
die nette Einladung zum Besuch der Berggaststätte gelesen und waren ihr
leichtgläubig gefolgt. Nicht nur, dass sie vor verschlossenen Türen
standen. Sie konnten nicht mal die Aussicht genießen. Dafür aber den
Stacheldrahtzaun bewundern, mit dem Eigentümer Guntram Berger sein Anwesen
wie ein Burgherr umgeben hat.
"Seit Generationen ist diese Aussichtsterrasse öffentlich zugängig",
schimpfen die Nobis. "Diese Machenschaften schaden dem Ansehen des
Nationalparks und verärgern die Besucher."
Diesen Unmut haben auch die Stadt Hohnstein sowie die
Nationalparkverwaltung in den letzten Tagen zu spüren bekommen. Die
Telefone klingelten, Briefe flatterten auf den Tisch.
In der Burgstadt hat es unzählige Beschwerden gegeben, sagt
Hauptamtsleiter Kurt Weißhaupt. Doch er fühlt sich ohnmächtig. Die
Brandgaststätte mit der Plattform befindet sich nicht wie andere
Aussichtspunkte in Landeseigentum, sondern im Privatbesitz. Wenn der Zaun
unrechtens wäre, hätte die Kommune schon etwas gemacht, meinte Bergers
Rechtsanwalt Bernd Großer lapidar auf die SZ-Anfrage. Weiter wollte er
sich dazu aber nicht äußern. Berger selbst war am Freitag nicht
erreichbar. Nur seine Stimme verkündete über den Anrufbeantworter, dass
die Gaststätte aus gesundheitlichen und die Aussichtsplattform aus
betrieblichen Gründen geschlossen sind.
Die Hohnsteiner sowie die Nationalparkverwaltung wollen jetzt die Festung
erobern und dem mittelalterlichen Treiben ein Ende bereiten. Nächste
Woche, so Hohnsteins Hauptamtschef Weißhaupt, werden sie dem Wirt ins
Gewissen reden. Vom Brand soll der Besucher wieder ungehindert ins Land
schauen können. |
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