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  Sächsische Zeitung (Lokal Pirna) vom 16.02.2002

Brand wird zur Festung

Gastwirt riegelt Aussichtspunkt hermetisch mit Stacheldraht ab
Von Ute Himmer

Fast wie eine Festung gesichert ist gegenwärtig die Brandaussicht bei Hohnstein. Der Besucher fühlt sich ins Mittelalter versetzt. Ein Stacheldrahtzaun verwehrt Wanderern und Naturfreunden den einzigartigen Blick auf die Sächsische Schweiz. Heike Henning aus Emden und Joachim Herold aus Pirna sind entrüstet. "Man steht vor Stacheldraht wie Vieh", macht auch Familie Nobis aus der Landeshauptstadt ihrem Ärger Luft.
Die Dresdner genossen bei dem schönen Wetter ihren Spaziergang durch die Sächsische Schweiz. An der Tafel vor dem Ortsausgang Hohnstein hatten sie die nette Einladung zum Besuch der Berggaststätte gelesen und waren ihr leichtgläubig gefolgt. Nicht nur, dass sie vor verschlossenen Türen standen. Sie konnten nicht mal die Aussicht genießen. Dafür aber den Stacheldrahtzaun bewundern, mit dem Eigentümer Guntram Berger sein Anwesen wie ein Burgherr umgeben hat.
"Seit Generationen ist diese Aussichtsterrasse öffentlich zugängig", schimpfen die Nobis. "Diese Machenschaften schaden dem Ansehen des Nationalparks und verärgern die Besucher."
Diesen Unmut haben auch die Stadt Hohnstein sowie die Nationalparkverwaltung in den letzten Tagen zu spüren bekommen. Die Telefone klingelten, Briefe flatterten auf den Tisch.
In der Burgstadt hat es unzählige Beschwerden gegeben, sagt Hauptamtsleiter Kurt Weißhaupt. Doch er fühlt sich ohnmächtig. Die Brandgaststätte mit der Plattform befindet sich nicht wie andere Aussichtspunkte in Landeseigentum, sondern im Privatbesitz. Wenn der Zaun unrechtens wäre, hätte die Kommune schon etwas gemacht, meinte Bergers Rechtsanwalt Bernd Großer lapidar auf die SZ-Anfrage. Weiter wollte er sich dazu aber nicht äußern. Berger selbst war am Freitag nicht erreichbar. Nur seine Stimme verkündete über den Anrufbeantworter, dass die Gaststätte aus gesundheitlichen und die Aussichtsplattform aus betrieblichen Gründen geschlossen sind.
Die Hohnsteiner sowie die Nationalparkverwaltung wollen jetzt die Festung erobern und dem mittelalterlichen Treiben ein Ende bereiten. Nächste Woche, so Hohnsteins Hauptamtschef Weißhaupt, werden sie dem Wirt ins Gewissen reden. Vom Brand soll der Besucher wieder ungehindert ins Land schauen können.

 

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