Großer Halben
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Herbert König in [19] über
   

1. Begehung des Südwest- und des Wettersteinerweges
am Großen Halben

von Herbert König

...
Nach raschem Frühstück begaben wir uns am anderen Morgen an unser Kletterziel, wo wir mit drei Klubkameraden zusammentrafen, die den Frühzug benutzt hatten. Wir packten den Felsen an. Der linke Riss sollte heute versucht werden. Also waren Karl Ullrich und ich an der Reihen. 8 m über dem Begangsteig zieht ein breites, überwölbtes Band durch die ganze Südwand, dort beginnen stark überhängen d die beiden Risse. Von mir unterstützt kam Karl gut in den Riß hinein und stieg auch flott vorwärts. Doch nach einigen Metern wurde die Sache ungemütlicher; glatt und überhängend drängte es ihn stark nach außen. Nach langem Zögern entschloß sich Karl hier einen Ring zu schlagen. Weit links in der Wand keilte er einen kleinen Ringhaken ins Gestein. Ich kam bis dorthin nach; das nun folgende Stück war eigentlich leichter als wir als wir erst gedacht hatten. Immerhin sind die Schwierigkeiten noch ziemlich groß und unser Ring war durchaus nicht überflüssig. Karl war jetzt kurz vor dem Ende des Risses. Noch ungefähr 2 m zog er eng und stark überhängend hinauf. Unmöglich zu durchsteigen. wir mußten versuchen nach links zu einem Kamine zu gelangen. Um eine Sicherungsmöglichkeit zu schaffen, wurde ein zweiter Ring geschlagen, was in dem außerordentlich harten Gestein eine sehr langwierige Arbeit war. Das Wetter hatte sich auch zu seinen Ungunsten verändert, der Tag hielt nicht, was der Morgen versprochen. Ein feiner Regen sprühte herab und erschwerte unsere Arbeit. Ein Vorsichtiger riet schon zum Aufgeben des Versuchs. Wir zwei wollten davon nichts wissen. Karl hatte nun seinen Ring verkeilt und holte mich nach. Vertrauenerweckend sah das kommende Stück nicht aus. Mein Gefährte murmelte sogar etwas von Abseilring. Ich war aber frohen Mutes, seilte mich ein uns gut gesichert schaute ich mir die Sache aus der Nähe an. Links schwach aufsteigend konnte ich ein Band mit guten Griffen erreichen. Nur sehr brüchig war auf einmal der Fels geworden. Noch 2 m und ich konnte den Kamin erreichen. Aber glatt schwarz und grifflos sah das Zwischenstück aus. Immerhin, versucht mußte es werden. Ganz langsam und vorsichtig stützte ich mich durch und konnte gerade einen Griff am Ende des Kamins erlangen. Bald war es geschafft. Der weitere Weg schien uns nun sicher zu sein. Nach einem kleinen Kaminstück folgte ein kurzer überhängender Riß. Dann querte ich in schöner mittelschwerer Wandkletterei abermals nach inks und erreichte die Westkante und über diese in wenigen Metern den Gipfel. Das Schlußstück ist sehr lohnend und nicht schwer. Jubelnd verklang mein Heilruf, den Kameraden unseren Erfolg verkündend.
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Wieder am Halben! Wird uns auch diesmal der Erfolg beschieden sei, oder werden wir abends geschlagen heimwärts wandern? Schon nach kurzer Zeit standen wir unter dem großen Überhang, mit dem auch dieser Riß beginnt. Keuchend arbeitete sich der Erste darüber hinweg. Der Überhang ist gar nicht allzu schwer, es gehört nur ein bißchen Schneid dazu. Nun folgten einige Meter gut gangbarer Riß, doch bald wurde es sehr eng und glatt. Unser Führer entschloß sich hier einen Ring zu schlagen und Karl nachzuholen. Bald wurde die sonntägliche Stille durch unsere Hammerschläge unterbrochen. Unterstützt ging nun der Führer weiter, bis ein großer Überhang den Riß unterbrach. Jetzt kam die Entscheidung. Einige Meter über diesem Überhang versperrte ein zweiter, noch größerer unseren Weg. Diese beiden Hindernisse sahen sehr bedenklich aus. Namentlich den Schlußüberhang war uns noch ein großes Fragezeichen. Abermals mußte ein Ring geschlagen werden. Wir stiegen alle beide zum Ring nach. Karl unterstützte während ich die Sicherung übernahm. Höchstens 8 m trennten uns noch von dem Gipfel, tief lag schon die Wand unter uns. Unser Führer steig an. Ein kräftiger Klimmzug, ein paar mal durchgezogen und aufatmend stand er unter dem letzten überhange. Bis hier her ging es ganz gut doch weiter hin sah der Fels doch zu abweisend aus, weit drängt er sich vor, als wollte er jeden Angriff vereiteln. Der Erste gab nach einem mißglückten Versuch die Führung auf. Unser erprobter Karl Ullrich ging nun voran, er wollte sein Heil versuchen. Auch ich erklärte mich zu guter letzt bereit einen Versuch zu machen. Von uns unterstützt stieg Karl den Überhang an. Mit der linken Seite verklemmt, schob er sich langsam, ganz langsam vorwärts. Er wollte schon aufgeben, da entdeckte er an der Rückenseite einen Gegenriß und mit diesem zog er sich hoch. Der Sieg war unser. Freudig schallten die Rufe vom kleinen Halber herüber, wo die Gefährten unserm Kampf zugesehen hatten. Bald noch schwerer als das erste Mal war uns heute der Erfolg gemacht worden. Glücklich drückten wir uns die arg zerschundenen Hände. Mit den Problemen am Halben war’s nun vorüber. Als Wettersteinerweg trugen wir unseren Anstieg in das kleine Gipfelbuch ein, den ersten weg hatten wir Südwestweg genannt.
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