Meine bisherigen
Besteigungen des Falkensteins (378 m) und vorhergehende Versuche an dem BergVon Dr. Oscar Schuster
Der erste Versuch, diesen kühnen
Wart zu bezwingen, den ich mit meinem Freunde M. Klimmer aus Dresden unternahm, mißlang.
Es war um 1891, wenn ich nicht irre. Wir gingen über Postelwitz zur Westseite des Berges.
Ich versuchte daselbst in die Höhe zu klettern, hatte aber kein Glück; nun wandten wir
uns gegen Norden (oder besser gesagt Nordwesten), wo eine steile Gasse durch die Wand
hinab zieht, die aber ziemlich hoch oben abbricht. Ein sehr steiler Kamin vermittelt den
Anstieg zur Gasse. Da aber das Wetter miserabel, der Fels naß war, so gelang der Versuch
nicht, - vielleicht ist ein hinaufkommen ohne künstliche Hilfsmittel sogar gang
ausgeschlossen. Nun gings durch greuliches Gebüsch zur Ostseite. Hier fanden wir
eine Leiter versteckt, kurz darauf eine zweite. Mit Mühe wurde eine der selben wieder zum
Kamin zurück gebracht und angelegt. Trotzdem war ein hinaufkommen nicht möglich. Nun
gings mit der Leiter wieder zur Ostseite. Dort machten wir trotz des Regens einen
Versuch in dem jetzt gewöhnlich zum Anstieg benutzten Kamin. Endlich gaben wir, ohne zur
ersten Terrasse gelangt zu sein, den Versuch auf und wanderten nach Schandau zurück.
Die erste Besteigung über die Ostwand
Dienstag, 27
September 1892
Früh 7 h 5 m fuhr ich mit
Klimmer vom Böhmischen Bahnhof ab. Über Schandau wanderten wir durch den Lattengrund zum
Schrammtor. Von dort ging es Pfadlos zur östlichen Wand des Falkensteins. Diese mal
gelang es uns, den unteren Kamin, der oben sehr glatt wird und nur wenig Griffe besitzt zu
besiegen und auf das erste Band zu gelangen. Diese verfolgten wir in nördliche Richtung,
bis es abriß. Böse Platten erhoben sich unmittelbar über uns, es schien unmöglich, die
Wand zu erklettern. Da macht ich den Vorschlag, die unter der Wand stehen gebliebene
Leiter herauf zu holen und an den Platten anzulegen. Nach harte, etwa einstündiger Arbeit
hatten wir die Leiter glücklich am Seile über den Kamin hinauf geschafft und an den
Platten angelegt5. Leider reichte die selbe nur etwa 5 m hoch. Dann begann die Kletterei.
Dieselbe gestaltete sich zu einem sehr bösen Stück Arbeit. Ungemein glatt und
abschüssig erheben sich die Platten, von kurzen Absätzen unterbrochen. Es geht direkt
aufwärts, bis ein schmales Band den Ausweg nach links zu einem Bande zeigt, über dem
sich die Wand überhängend erhebt. Mann wendet sich nun mehr gegen die Nordostseite. Ein
Spalt wird übersetzt, dann geht es auf dem Bauche über zwei Platten aufwärts über die
Überhänge hineinragen. Nach Überwindung diese Stückes steigt man direkt durch einen
kleinen Spalt aufwärts zu einer starken Kiefer. Ein horizontales Band wird nun nach
rechts verfolgt und darauf wieder ziemlich schlecht zu einem zweiten Baum direkt
angestiegen. Diese Stück war unter den damaligen Zuständen das gefährlichste der ganzen
Tour. Schmale Grasbänder nur machten ein Hinaufkommen möglich, dieselben trat ich beim
Abstieg zum Teil ab. (Jetzt ist an diese Stelle ein Seil an einem Eisenstift befestigt.) Es folgt nun abermals eine Platte, die zu einer
merkwürdigen Felsverklüftung hinauf führt. Diese Verklüftung wird durch stiegen man gelangt wieder zu einem Baumstamm. Nun gehts im Reitsitz-
das rechte Bein hängt frei über eine Riesenplatte hinab hinüber nach rechts zu
einem Band. Hier verloren wir viel Zeit. Ich machte an verschiedenen Stellen Versuche, die
aber nicht zum Ziele führten. Schließlich verfolgt ich das Band nach links zu einer Art
Felsnische. Durch diese geht es mit guten Griffen hinauf auf einen breiten Absatz, der
ziemlich tief in das Massiv des Berges einbiegt. Ein Riß vermittelt den weiteren Anstieg.
Der selbe wird jedoch nicht bis zum oberen Ende verfolgt, sondern etwa in der Mitte auf
ein ganz schmales Band gegen links ausgestiegen, das zum stolzen Gipfel hinanleitet. 1 h
10 m p.m. war der selbe besiegt.
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