Gisbert Ludewig in [16] 2/1995
zum Tod von Paul Illmer
Paul
Illmer
starb kurz vor Vollendung seines 95. Lebensjahres am 11.4. 1995. Er war
nicht so sehr wegen seiner wenigen Erstbegehungen bekannt, von denen der
nach ihm benannte Weg am Falkenstein (VIIc),
an seinem 22. Geburtstag erstbegangen, wegen des „Briefkasten"-Überhanges
ein echter Klassiker geworden ist, sondern vielmehr wegen seiner regelmäßigen,
wöchentlichen Kletteraktivitäten bis ins hohe Alter hinein. Von Anfang
an, ab 1914, war er, Klubmitglied bei der FKV,
mit Spitzenkletterern zusammen (Ehrhardt Renger, Paul Schöne, Erwin Esche und immer wieder Willy
Häntzschel,
mit dem er in gesunder Wettbewerbsatmosphäre viele Spitzenwege durchstieg).
Den Beweis für seine Aktivitäten liefern die bekanntesten Hahn-Fotos wie
Falkenstein -Renger-Gedächtnis-Weg (Schöne/lllmer),
Zinne - FKV-Kante (Kunis/lllmer),
Barbarine - Talseite (Häntzschel/lllmer),
Großer Wehlturm -Rengerweg und
Kreuzturm - Nordwand, um nur einige zu nennen. In den 20er Jahren versuchte
er das Problem „Schrammtorwächter -Nordwand" zu lösen, was dann
aber erst Willy Häntzschel 1936 gelang. Eine Fußverletzung behinderte
ihn oft, bewahrte ihn andererseits vor der Einberufung zum Kriegsdienst.
Einmalig
bleibt wohl sein Entschluß, mit fast 80 Jahren alle 1099 sächsischen
Klettergipfel zu besteigen. Und das schaffte er auch - mit 87 (!) Jahren -
eine unglaubliche Leistung! Daß es dabei oft zu Kuriositäten kam, blieb
nicht aus. Im Brand fehlten ihm noch einige versteckte Gipfel. Sie wurden
nach zeitaufwendigem Suchen auch gefunden und bezwungen.
Aber wo hatte man die Rucksäcke zurückgelassen? Er und Seilgefährte
Wilhelm konnten sich beim besten Willen nicht erinnern. Alles Suchen bis
in die Dunkelheit hinein blieb erfolglos. In ihrer Not liefen sie zu Arnolds.
Christine schaffte sie per PKW zum Bahnhof Bad Schandau,
Von dort fuhren sie in Klettersachen mit ihrer Ausrüstung am Mann dann
so unauffällig wie möglich nach Dresden zurück. Am nächsten Tag setzten
sie ihre Rucksacksuche erfolgreich fort.