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Klettertechnische Abteilung (KTA) |
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Artikel von Martin Lange im Mitteilungsblatt des
SBB 3/2001 |
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Ist der Sicherungsring in
Sachsen auch immer ein "sicherer" Ring ?
Um es vorweg zu sagen. Nein! Das ist er leider nicht.
Nach dieser für manchen vielleicht etwas ernüchternden Einleitung aber zur
Sache. Seit Jahrzehnten bemüht sich die KTA um den sicheren Ring in unserem
Gebirge. Dazu wurden Berechnungen angestellt, Konstruktionsrichtlinien
erarbeitet und praktische Versuche in unterschiedlichem Gestein, bei
verschiedenen Befestigungsmethoden durchgeführt. Jede neue Fertigungscharge
der KTA-Ringe wird einer strengen Stichprobenprüfung unterzogen.
Deshalb können wir mit ziemlicher Sicherheit sagen: "Von der KTA gesetzte
Ringe oder fachgerecht gesetzte, beim SBB bezogene Ringe bieten ein
Höchstmaß an Sicherheit." Dabei gehen wir von einer Standzeit von 50 Jahren
aus. Trotzdem läßt sich daraus kein Haftungsanspruch ableiten. Was wir
wollen und können, ist lediglich, daß nicht gegen den bekannten und
anerkannten Stand der Technik verstoßen wird.
Viele halten unsere strengen
Maßstäbe für überzogen. Dem möchte ich entgegnen, daß erstens für Gesundheit
und Leben der Sportler kein Anspruch zu hoch sein darf. Außerdem ist es ein
Gebot der Vernunft, um den Wartungsaufwand in Grenzen zu halten. Dazu eine
kleine Milchmädchenrechnung:
In der Sächsischen Schweiz gibt es grob geschätzt 20.000 Sicherungsringe.
Geht man von einer Standzeit von 50 Jahren aus, dann müssen im Jahr immerhin
noch 400 Ringe gewechselt werden. Das sind für den SBB Kosten in Höhe von
mehreren 10 TDM.
Die tatsächliche Lage in unserem Gebirge ist aber wesentlich schlechter,
weil leider Erstbegeher in der Vergangenheit und, schlimmer noch, auch in
der Gegenwart ihre Ringe nicht nach den Richtlinien der KTA dimensionieren.
Es soll nicht Ziel dieses Artikels sein, uns namentlich bekannte Erstbegeher
hier anzuprangern, da das schon wegen der Unvollständigkeit für die dann
Genannten eine Ungerechtigkeit wäre. Die es betrifft, wissen das selbst und
müssen vor ihrem eigenen Gewissen damit umgehen.
Ausgehend davon können wir nur raten, sich nicht kritiklos jedem Ring
anzuvertrauen. Was kann man aber überhaupt prüfen? Natürlich nur das, was
man auch sieht. Und das ist bei einem Sicherungsring leider nur das
wenigste. Dazu einige Hinweise:
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Das Gestein um den Ring
soll fest sein und keine Risse aufweisen. |
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Der Ring darf zur
Vermeidung einer unzulässigen Hebelwirkung nur mit seinem Kopf aus dem
Fels hervorstehen. |
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Der Ringkopf darf nicht
zerschlagen oder krumm sein. |
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Das Ringauge soll rund
sein und nicht zusammengeschlagen. |
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Der Ring muß sich im Auge
leicht bewegen lassen. Auch die Schweißnaht muß sich leicht durch das Auge
bewegen lassen. |
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Mitunter rosten Ringe, die
lange nicht benutzt wurden, am Auflagepunkt wesentlich stärker. Ein
gleichmäßiger Durchmesser auf dem gesamten Umfang ist deshalb wichtig.
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Die Schweißnaht selbst
soll keine erkennbaren Fehler aufweisen. |
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Wenn der Schaftansatz
etwas zu sehen ist, kann man mitunter den Schaftquerschnitt abschätzen.
Bei einem runden Ringquerschnitt ist leider nicht zu beurteilen, ob im
Inneren Verdrehsicherungen vorhanden sind. |
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Der Ring darf nicht nach
unten abfallend geschlagen sein, um die Axialbelastung möglichst gering zu
halten. |
Mehr ist kaum möglich. Es
bleibt trotzdem die Unwissenheit über die Länge, eine eventuelle Korrosion
des Schaftes und die Beschaffenheit des Gesteins im Inneren. Hat man bei
einem Ring ernsthafte Bedenken, dann sollte man versuchen, zumindest daran
nicht nachzuholen. Sind die Bedenken zu groß, dann hilft nur Abseilen.
Hat man einen ernsthaften Schaden festgestellt, dann sollte dieser Ring
unbedingt der KTA gemeldet werden, wie seit Jahren praktiziert. Es wäre aber
sehr hilfreich, die Courage aufzubringen, auch den Verursacher anzusprechen.
Das würde bestimmt mehr helfen, als wenn dies immer nur die KTA tut.
Zuletzt noch ein Appell an alle Erstbegeher:
Verwendet nur das von der KTA geprüfte Material!
In der SBB-Geschäftsstelle
kann man Ringe käuflich erwerben. Der SBB stützt sogar den Preis zusätzlich.
Es gibt wirklich keinen Grund, schlechtes, ungeprüftes Material zu
verwenden. Wer dennoch eigenes Material verwenden will, sollte zumindest die
Normen der KTA einhalten. Das ist aber ohne Prüfung nicht nachweisbar. Weil
bei kleinen Stückzahlen die Prüfkosten für eine ordentliche Prüfung nicht
bezahlbar sind, schenkt man sich diese dann meist. Zur Beratung stehen wir
gern zur Verfügung. Schon lange kann niemand mehr sagen, es gäbe nichts
besseres oder man hätte es nicht gewußt. Die Verwendung von nicht
ausreichend dimensioniertem und geprüftem Material muß deshalb eindeutig
unter grob fahrlässig eingestuft werden. |
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letzte Bearbeitung:
24.12.02
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