Im März
vorigen Jahres ging es nach jahrelangem Ringen endlich los. Die Bergwacht
Sachsen hatte es geschafft. Erstmals war es möglich, in der Sächsischen
Schweiz verunglückten Bergsteigern und Wanderern direkt mit dem Hubschrauber
zu helfen. Nach einer umfangreichen Ausbildung der Piloten der Firma
Elbehelikopter, der Rettungsassistenten und der Luftretter der Bergwacht
konnten die Patienten jetzt direkt vom Unfallort mittels eines Bergetaus
ausgeflogen werden. Vier mal war das Können des Teams im Jahr 2002
gefordert. Allein drei mal im unzugänglichen Felsrevier der Affensteine.
Jedes Mal wurde der Patient am 25 Meter langen Bergetau vom Unfallort an
einen sicheren Zwischenlandeplatz geflogen.
Erstmals kam dann am 28.07.2002 die Seilverlängerung an
der Großen Hunskirche zum Einsatz. Diesmal wurde ein schwer verletzter
Bergsteiger am 40 Meter lagen Seil gemeinsam mit dem Notarzt und dem
Luftretter vom Unfallort ausgeflogen. Nach dem sanften Absetzen des
Verletzten auf der Wiese hinter der Lichterhöhle wurde der Patient sofort in
den Hubschrauber verladen und direkt in das Uni - Klinikum in Dresden
geflogen.
Dann kam der August - die Hochwasser - Katastrophe nahm
ihren Lauf. Keiner wird es begreifen: Die 13 ausgebildeten Luftretter
blieben bis auf eine Ausnahme am Boden! Dramen spielten sich an und in der
Weißeritz, der Lockwitz und der Müglitz ab. Menschen saßen auf ihren von den
Fluten umspülten Häusern und hofften auf Rettung. Mehrfach fragten
Bergwachtangehörige bei Katastrophenschutz, DRK und Behörden nach – kein
Bedarf!!! Unbegreiflich noch heute. Nur einer aus dem Luftretter – Team
durfte helfen: Mathias Riffer, wohnhaft in Bautzen am Standort des
Hubschraubers der Firma Elbehelikopter, kam im Katastrophengebiet zum
Einsatz.
Da man die „Profis aus der Sächsischen Schweiz“ nicht ran
ließ, halfen sich einige Mitglieder der Bergwacht im Notstandsgebiet selbst:
Bergwachtmänner aus Dippoldiswalde hängten sich mit Ihren Klettergurten
unter die Hubschrauber und leisteten dort, trotz fehlender Ausbildung,
Hervorragendes.
Mit dem Saisonbeginn in der Sächsischen Schweiz ging es
dann in diesem Jahr mit der Rettung aus der Luft wieder richtig los. Schon
drei mal kam das Bergetau allein im April zum Einsatz. Der erster Einsatzort
lag am 6.4. bei Kälte und Schneetreiben wieder in den Affensteinen. Zum
zweiten Mal innerhalb der jungen Geschichte der Bergetaurettung im
Elbsandsteingebirge wurde vom Frienstein (Vorderes Raubschloß) ein
verletzter Bergsteiger ausgeflogen. Am Karfreitag sah die Touristenhochburg
Rathen dann das erste Mal ein Bergetau im ernsten Einsatz, wie bei der
Eröffnungsvorführung vor reichlich einem Jahr von hunderten Touristen
bestaunt und fotografiert. Doch diesmal ging es ums Ganze. Ein Bergsteiger
war aus unerklärlichen Gründen von der Gipfelplattform des Honigsteins über
ca. 20 Meter zum Wandfuß gestürzt. Von der Plattform vor dem Lammfelsen
neben der weltberühmten Lokomotive (Felsgebilde, das in seiner Form an eine
Dampflok erinnert) flog der Luftretter Ralf Kluge mit dem Patienten zum
Landeplatz am Gamrig. Hier wurde der Verletzte in den Hubschrauber verladen
und ebenfalls direkt nach Dresden, diesmal in das Krankenhaus Friedrichstadt
geflogen.
Nur eine Woche später, am 26.4., dröhnten wieder die
Triebwerke des Rettungshubschraubers über dem Amselsee. Einsatzort diesmal
der Maiturm, ein nur den Eingeweihten bekanntes Felsgebilde. Am oberen Ende
des Saugrundes musste aus der „engen Scharte“ (schmale Einsattelung zwischen
Felsmassiv und Klettergipfel) ein Patient ausgeflogen werden. Der Luftretter
wurde zwischen Fels und Bäumen regelrecht zum Patienten hinabgefädelt. Durch
den Einsatz des Bergetaus wurde hier dem Verletzten ein mühsamer Transport
über zwei bis drei Stunden erspart.
Und die Luftretter machen weiter! Jedes Wochenende steht
einer von ihnen bereit, im Ernstfall zur Stelle zu sein. Gemeinsam mit drei
weiteren Bergwachtfrauen oder - männern warten sie in ihrer Freizeit, in der
Rettungswache - neben der Kasse der Felsenbühne am Ortsausgang Rathen - auf
den nächsten Einsatz.
Wido Woicik
Beauftragter der Landesleitung der Bergwacht Sachsen für
Öffentlichkeitsarbeit
Kontaktadresse:
Wido Woicik
01 73 / 45 28 18 1 (auch über SMS)